Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben zur Kühlung von Milch für Landwirte entwickelt, die über keinen Stromanschluss verfügen. Dafür wird mittels einer Photovoltaik-Anlage zunächst Eis hergestellt. Das Eis wird dann in einen extra Behälter in der Mitte von speziellen, isolierten Milchkannen mit 30 Liter Inhalt gefüllt. „Auf diese Weise kann die Milch bis zu zwölf Stunden von innen gekühlt und die Vermehrung von Keimen verhindert werden“, erklärt der Doktorand Victor Torres Toledo. Zehn Prototypen dieser Solar-Kühlanlagen befinden sind derzeit im Testbetrieb in Tunesien. Dabei wollen die Forscher das Potenzial des Systems unter realen Bedingungen bewerten.
In Tunesien haben 85 Prozent der Milchbauern weniger als zehn Kühe und oft keinen Stromanschluss, erklären die Forscher. Auch der Zugang zu den Märkten sei häufig eingeschränkt. „Kühlung ermöglicht eine höhere Milchproduktion, da die Bauern zweimal täglich melken können“, sagt die Doktorandin Ana Salvatierra-Rojas. „Außerdem konserviert sie die Qualität der Milch und sorgt so für Premiumpreise. Für die Bauern verbessert sich damit der Zugang zum lokalen Markt und auch zur Fertigung von Käse und anderen Milchprodukten.“
Nach der Testphase in Tunesien wollen die Forscher das System auch in Kenia voranbringen und an die dort herrschenden Bedingungen anpassen. Neben dem Solar-Kühler sollen dann auch noch solarbetriebene Melk- und Reinigungsmaschinen entwickelt werden. Außerdem erforschen die Wissenschaftler auch noch verbesserte Ansätze für die Rinderfütterung, die den Milchertrag weiter steigern soll.
Die Forschungsarbeiten sind Teil eines Gesamtprojekts, für das die Universität Hohenheim eine Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Höhe von 650.000 Euro erhält. (Mirco Sieg)
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