Studie stellt EEG-Reformpläne der Regierung infrage

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„So dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“ – dies ist das wichtigste Ergebnis einer neuen Studie des Reiner Lemoine Instituts (RLI) mit dem Titel „Vergleich und Optimierung von zentral und dezentral orientierten Ausbaupfaden zu einer Stromversorgung aus erneuerbaren Energien in Deutschland“. Diese Position vertreten auch die Auftraggeber der Studie, die 100 Prozent Erneuerbar Stiftung, die Haleakala-Stiftung und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW). Die Studie, die am Mittwoch bei einem Parlamentarischen Abend in Berlin offiziell präsentiert wurde, zeige auf, dass die Pläne der Bundesregierung bei der Energiepolitik in die falsche Richtung gingen. „Die im Koalitionsvertrag verabredete Energiepolitik der neuen Bundesregierung wird die steigenden Strompreise nicht eindämmen können. Mit einer planwirtschaftlich anmutenden Festsetzung von Ausbaustandorten für Windkraft wird der dringend benötigte Kurswechsel in der Energiepolitik weiter in die Zukunft verschoben“, erklärten die Auftraggeber übereinstimmend.

In der Studie werde aufgezeigt, dass ein dezentraler landesweiter Ausbau der Erneuerbaren keine Mehrkosten gegenüber einem zentralistischen Pfad verursache, sagt Studienautor Jochen Twele, Geschäftsführer des Reiner Lemoine Instituts in Berlin. Er geht sogar noch einen Schritt weiter.  „Dezentralität bietet aber zwei Vorteile: Zum einen macht man sich weniger von Netzausbau und Speichern abhängig – Optionen, die heute noch nicht voll zur Verfügung stehen. Zweitens gibt es weniger Unterschiede zwischen  Gewinner- und Verlierer-Regionen der Energiewende“, sagt Twele. Die Pläne von Union und SPD, die vor allem die Windkraft im Rahmen einer EEG-Reform stark begrenzen wollen, sind aus Sicht des Wissenschaftlers daher wenig sinnvoll. „„Die Begrenzung bei der Windkraft auf die sogenannten guten Standorte führt zu einer  zunehmenden Zentralisierung der Energiewende. Die Folge sind teurer Netzausbau und steigende Gewinne bei den vier großen Versorgern“, sagt Mario Ohoven. Präsident des BVMW.

Zur Untermauerung ihrer Aussagen haben die Wissenschaftler des RLI verschiedene Szenarien berechnet und ihre langfristigen Auswirkungen auf die Gesamtkosten des Energiesystems. Ein ausgeprägt zentralistisches Szenario, bei dem Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen nur an Orten mit den niedrigsten Stromgestehungskosten installiert werden, haben sie ein dezentrales Szenario gegenüber gestellt, bei dem jedes Bundesland einen bestimmten Anteil seines Strombedarfs mit Erneuerbaren deckt. Für beide Szenarien lassen sich die Gesamtkosten errechnen, die nicht nur die Stromerzeugungskosten, sondern auch die Kosten für den Transport und die Speicherung des Stroms umfassen, wie es weiter heißt. Bei der Betrachtung der Gesamtkosten habe sich gezeigt, dass der Umstieg auf eine Energieversorgung mit Erneuerbaren nicht teurer ist als die Gesamtkosten für das derzeitige Energiesystem. Dabei seien nicht einmal die Energieeffizienz-Potenziale einberechnet worden, sondern von einem gleichbleibend hohen Strombedarf aufgegangen worden.

Während sich der Studie zufolge die Gesamtkosten bei einer dezentralen und einer zentralistisch ausgeprägten Energiewende kaum unterscheiden, gibt es dennoch gute Gründe für den ersten Weg. Die Studienautoren des RLI sehen ein höheres Risiko beim zentralen Ausbau durch den erhöhten Bedarf beim Ausbau des Übertragungsnetzes und von Speichersystemen. „Dezentral machen wir uns von diesen Unwägbarkeiten unabhängiger, verringern das Risiko von Fehlinvestitionen“, heißt es in der Studie. Mit Blick auf den Klimaschutz erleicherte ein dezentraler Ausbau der Erneuerbaren den Abschied von konventionellen Energieträgern und zudem würden auch die Importkosten für Steinkohle und Erdgas gesenkt.

Ein weiterer großer Vorteil der dezentralen Energiewende liege zudem bei der kommunalen Wertschöpfung. Hierbei sprechen sich die Auftraggeber der Studie vor allem gegen die Pläne der Bundesregierung aus, verstärkt auf Offshore-Windkraft zu setzen. „Zudem geht bei einer Energiewende, bei der stark auf Offshore-Windenergie gesetzt wird, regionale Wertschöpfung im Milliardenbereich verloren. Die gleichmäßigere Verteilung der regionalen Wertschöpfung kann auch als ein Indikator für die größere Akteursvielfalt auf einem dezentralen Markt angesehen werden. Die Abschöpfung von Monopolrenditen wird so verhindert“, so die Auftraggeber der Studie. Daher sollte die Bundesregierung insbesondere den Ausbau der Offshore-Windkraft kritisch überprüfen. (Sandra Enkhardt)

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