Noch vor einem guten Monat hätte das Produkt aus Sachsen allein für sich gestanden. Jetzt stand der Vergleich mit Tesla vom Anfang an im Raum. Schon bei der Vorstellung des Solarwatt CEOs Detlef Neuhaus hieß es: „es geht darum zu zeigen, was wir Tesla entgegensetzen können“.
Das ist einiges. Solarwatt hat ein Speichersystem entwickelt, das dem von Tesla ähnelt, nicht viel mehr kostet und sogar schon in einigen Wochen zu kaufen sein wird. Es heißt MyReserve 500 und soll für Endkunden ohne Installation 5499 Euro inklusive Mehrwertsteuer zu haben sein. Die Installation dürfte um die 450 Euro kosten. Es hat eine nutzbare Kapazität von 4,4 Kilowattstunden. Das System hält nach Aussage von Solarwatt 4.100 Zyklen und kann damit im Prinzip 15 bis 20 Jahre mit einem Zyklus pro Tag (außer im Winter) laufen. Mit Batteriemodulen à 2,2 Kilowattstunden lässt sich das Speichersystem bis auf 11 Kilowattstunden Kapazität ausbauen.
Der Systemwirkungsrad, wenn man einmal die Batterie lädt und entlädt, ist 93 Prozent. In der pv magazine Marktübersicht berechnen wir den Wirkungsgrad Modul->Batterie->Verbraucher, teilweise mit Berücksischtigung von Batterieverlusten, teilweise ohne. Der Solarwattspeicher benötigt einen Wechselrichter. Bei einem möglichen Wechselrichter-Wirkungsgrad von 98 Prozent liegt der Wirkungsgrad des Speichers inklusive der Leistungselektronik und der Batterieverluste damit bei 92 Prozent. Das ist Spitzenklasse.
Detlef Neuhaus lässt kaum einen Punkt aus, um die Einzigartigkeit und den Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern zu betonen. Nachdem vor einem Jahr die Sicherheitsfragen bei Batteriespeichern so hochgekocht seien, hätten sie entschieden, auch die Batterien selbst zu bauen. Nur so seien sie in der Lage, sowohl ein sicheres als auch ein wirtschaftliches System anzubieten. Solarwatt hat für den Speicher nach eigenen Aussagen bereits die Bestätigung eines Zertifizierers, dass er dem neu veröffentlichten Sicherheitsleitfaden entspricht. Damit ist das Unternehmen eines der ersten auf dem Markt. Ganz alleine, wie Neuhaus sagt, ist Solarwatt damit allerdings nicht. Außerdem ist zu erwarten, dass sich in den nächsten Monaten die Meldungen häufen, dass Hersteller Konformitätsbestätigungen erhalten.
Auch darauf, wie einfach die Installation ist, ist Neuhaus stolz. Das System kommt in vier Teilen: der Wandseite des Schaltschranks mit der Leistungselektronik und zwei Batteriemodulen. Jedes dieser Teile wiegt unter 25 Kilogramm. Dazu kommt als viertes Teil die Haube. „Es war unser Ziel, dass ein Installateur das System alleine installieren kann“, sagt Neuhaus. Während der Präsentation in Dresden führt das ein Mitarbeiter live vor.
Komplettpaket mit Photovoltaik
Für Detlef Neuhaus vollendet sich mit dem Speichersystem der Wandel des ehemaligen Modulherstellers zum Systemanbieter. Nun könnten Kunden von Solarwatt Module, Speicher und Energiemanager beziehen. Das Komplettpaket mit einer 3,12 Kilowattpeak-Photovoltaikanlage kostet netto ohne Installation 8999, brutto mit Installation dürften das nach Solarwattangaben zirka 12.500 Euro sein. Der Energiemanager erlaube auch das Management von anderen Verbrauchern wie zum Beispiel Wärmepumpen.
Solarwatt hat sich nach der Insolvenz vor drei Jahren restrukturiert und gleichzeitig an Innovationen gearbeitet. Dazu gehören die Glas-Glas-Module aus dünnen Glasscheiben, das Speichersystem und der Energiemanager, dessen Software eine Eigenentwicklung sei (die Hardware stammt von Kiwigrid). Jetzt hat das Unternehmen laut Neuhaus Gesellschafter, die an das Projekt glauben. 90 Prozent gehören Stefan Quandt. Da der Familie Quandt auch 47 Prozent des Autobauers BMW gehören, der letztes Jahr groß mit seinen Elektroautos herauskam, schließt sich übrigens der Kreis zu Tesla.
Auch technisch ähnelt das System dem des kalifornischen Elektroautobauers, das Solarcity zusammen mit der Elektronik von Solaredge verkauft. Bei beiden Systemen werden die Speicher parallel zum DC-Eingang des Wechselrichters, also an der Generatorseite angeschlossen. Anders als Tesla/Solaredge soll MyReserve im Prinzip mit jedem Wechselrichter funktionieren. Das Solarwatt-System muss dazu den MPP-Tracker des angeschlossenen Wechselrichters so manipulieren, dass die Energieströme verlaufen, wie es der Energiemanager verlangt. Damit es zu keinem Rückstrom in die Module kommt, wird eine Strangdiode eingebaut. Bei diesem Aufbau gibt es nur einen Wermutstropfen. Wenn man den Speicher vom Netz aus laden will, müsste man einen Wechselrichter verwenden, der auch rückwärts funktioniert. Technisch ist das vermutlich nicht schwierig, doch bisher gab es dafür keinen Bedarf. Da es diesen Wechselrichter noch nicht gibt, kann mit dem Solarwattsystem derzeit keine Regelenergie vermarktet werden.
Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit
Will man die verschiedenen möglichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen vergleichen, wird es schnell kompliziert.
Neuhaus rechnet vor, was er damit meint, dass das System wirtschaftlich ist. Mit dem System könne sich ein Haushalt mit 4.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch zu 55 Prozent über die Photovoltaikanlage und den Batteriespeicher versorgen. Der Haushalt bezieht also pro Jahr 2.200 Kilowattstunden von dem Photovoltaik-Batteriesystem, 1.800 vom Netz. In 15 Jahren liefert das System also 15 mal 2.200 gleich 33.000 Kilowattstunden. Die Photovoltaikanlage mit Doppelglasmodulen hat eine anvisierte Lebensdauer von 30 Jahren, der Speicher von 15 Jahren. Berechnet man die vollen Speicherkosten und die halben Photovoltaikkosten auf die 33.000 Kilowattstunden, ergibt sich ein Netto-Stromerzeugungspreis von 23 Cent pro Kilowattstunde.
Das ist allerdings nur ein Anhaltspunkt, wie wirtschaftlich das System ist. In dieser Rechnung ist keine keine Verzinsung der Investition berücksichtigt. Berücksichtigt man diese, wird der Preis pro Kilowattstunde steigen. Zum anderen ist nicht berücksichtigt, dass es nach wie vor Überschussstrom aus der Photovoltaikanlage gibt, der eingespeist werden kann. Berücksichtigt man das, amortisiert sich die Anlage schneller und die Kosten für den selbstverbrauchten Solarstrom würden sinken. Laut Neuhaus sei eine Anlage, die im Paket gekauft wird, nach ungefähr zehn Jahren abbezahlt. Alle Einnahmen, die sie danach generiert, seien Gewinn.
In der pv magazine Marktübersicht, die in der Juniausgabe erscheint (ab 8.6. erhältlich in unseremShop), teilen wir als Anhaltspunkt für die Speicherstromkosten die Anschaffungskosten durch die maximal umsetzbare Energie (Zyklenzahl mal Speicherkapazität). Dann kommt das Solarwatt-System auf 25,6 Cent pro Kilowattstunde. Damit liegt Solarwatt in der Gruppe der wirtschaftlichsten Systeme. Innerhalb dieser Gruppe ist allerdings nur ein anderes System auch nach dem Leitfaden zertifiziert.
Mit den 25,6 Cent pro Kilowattstunde oder 23 Cent pro Kilowattstunde lässt sich ein Speichersystem zusammen mit einer Photovoltaikanlage durchaus wirtschaftlich betreiben. Aus einem Dilemma kommt aber auch Solarwatt nicht heraus: Solarstrom, der ohne Speicher selbst verbraucht werden kann, kostet berechnet nach der Methode, die Solarwatt anwendet, bei einer Eigenverbrauchsquote von 30 Prozent nur gut 13 Cent, also weniger als mit Speichereinsatz. Aber egal ob mit oder ohne Speicher liegen die so berechneten Stromkosten unter den heute üblichen Strombezugskosten.
Produktion in Deutschland
Detlef Neuhaus ist stolz darauf, dass die wesentlichen Komponenten der Photovoltaik-Batterie-Systeme im eigenen Haus entwickelt und hierzulande produziert werden. Nur die Batteriezellen seien "von einem asiatischen, nicht aber chinesischen Hersteller". Es sein nicht einfach, diese zu bekommen. "Sie haben uns auditiert", sagt Neuhaus.
Solarwatt hat nach eigenen Angaben heute noch eine Photovoltaik-Modulproduktionskapazität von 350 Megawatt, wenn die Maschinen rund um die Uhr laufen. So wie sie derzeit gefahren werden, nämlich mit fünf Tagen in der Woche, sind sie nach Aussage von Detlef Neuhaus voll ausgelastet. Die Kapazität ist etwas kleiner, wenn Glas-Glas-Module gefertigt werden, die im Mai 40 Prozent der Produktion ausmachten. 60 Prozent seien Glas-Folie-Module gewesen.
Detlef Neuhaus strebt für die Batteriespeicher nächstes Jahr einen Marktanteil von 10 bis 15 Prozent in Deutschland an. Mittelfristig sollen 4.000 Systeme verkauft werden. Wenn man mit bekannten Markt-Schätzwerten rechnet, würde Solarwatt dann mit den Speichern dann rund ein Siebtel des Umsatzes der Module machen. (Michael Fuhs)
Mehr zum Vergleich der verschiedenen Speichersysteme und speziell zu dem von Solarwatt und Tesla finden sie im Speicherschwerpunkt der Juniausgabe von pv magazine (ab 8.6. imShop erhältlich). Dort finden Sie auch einen Vergleich der Speicherkosten verschiedener Systeme. In derOnline-Batteriespeicher-Produktdatenbank, die wir am 8.6. veröffentlichen, werden Sie viele technische Details zu den Batteriespeichern von 51 Anbietern inklusive Solarwatt finden.
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