Zur Vorbereitung des 3. pv magazine Quality Roundtables auf der Intersolar Europe hat pv magazine für einen Überblick Photovoltaik-Produzenten mit Herstellung in Europa zu ihrer strategischen Ausrichtung und Qualitätssicherung befragt. Die Kurzzusammenfassungen werden separat zum Überblicksartikel veröffentlicht.
Produktion: Solarwatt hat eine theoretische Herstellungskapazität von 250 Megawatt. Laut CEO Detlef Neuhaus wird die reale Produktionsmenge 2016 bei etwa 100 Megawatt und damit auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
Strategie: Es gibt kaum ein Photovoltaik-Unternehmen, das seit Jahren so konsequent eine klare strategische Ausrichtung kommuniziert. Solarwatt setzt voll auf die Glas-Glas-Module, die kaum schwerer als Glas-Folie-Module sind und, wenn sie gut gebaut sind, nach Angaben der Hersteller deutlich länger halten als Glas-Folie-Module. „Im Rahmen unserer Systemstrategie haben wir uns entschieden, die Preise für Glas-Folie-Module stufenweise anzuheben und den ganzen Fokus unseres Vertriebes auf Glas-Glas Module zu lenken“, sagt CEO Detlef Neuhaus. „Hier gewähren wir ohne Bedenken eine Produkt- und Leistungsgarantie von 30 Jahren.“ Damit halte das Modul so lange wie das Dach des Hauses und sei ein „ Generationenmodul“.
„Das funktioniert gut auf dem Markt der Privathaushalte“, so Neuhaus weiter. „Am besten dort, wo die Märkte nicht förderungsgetrieben sind“. Das sei in Deutschland in Bezug auf die Refinanzierung mit dem Eigenverbrauch der Fall. In Projekten, die sich über zeitlich befristete Förderung refinanzieren oder wo es nur um Rendite geht, die sich meist innerhalb von zehn bis 15 Jahren einstellen muss, sei das dagegen nicht der Fall. Dementsprechend richtet sich Solarwatt konsequent an die kleineren Größensegmente im Markt. Diese Strategie schütze gegenüber den starken Wettbewerbern aus Asien. Zum einen, sei es technologisch gar nicht so einfach, Glas-Glas-Module gut zu laminieren. Zum anderen seien die Stückzahlen so gering, dass das die Hersteller mit Gigawatt-Kapazitäten nur wenig interessiere.
Herausforderungen für die Zukunft: Detlef Neuhaus sieht als größtes Problem unsichere politischen Rahmenbedingungen. „Dabei geht es mir explizit nicht um die Frage, wie hoch die Förderung ist“, sagt Neuhaus. So habe allein die Diskussion um die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch zu einer großen Verunsicherung geführt, selbst bei denen, die davon nicht betroffen sind oder wo es die Rendite nicht übermäßig belastet. Bezüglich der Glas-Glas-Technologie ist die Akzeptanz auf dem Markt noch ein Thema, da die Module noch etwas teurer sind. Da helfe nur Marketing und Geduld. Davor dass chinesische Unternehmen Glas-Glas-Module herstellen würden, hat Neuhaus keine Angst. „Wir haben eine starke Marke aufgebaut“, sagt er.
Technologische Ausrichtung: Die technologische Ausrichtung liegt bei Solarwatt entsprechend fest. Glas-Glas steht über allem, nicht neue Zelltechnologien wie Perc. Für die „Solarwatt-Systemstrategie“ sei die Lebensdauer das entscheidende, nicht ob beispielsweise über 4-Busbar-Technologien zwei Prozent mehr Leistung gewonnen werden können. Solarwatt will bei PERC, wie im Falle des 300 Watt-Glas-Glas-Moduls, oder bei „bifacial“, aber trotzdem mitgehen.
Der Grund ist, dass in geförderten Märkten die Kosten pro Wattpeak die wichtigste Rolle spielten, die sich über neue Zelltechnologien eventuell senken lassen. Im Eigenverbrauch getriebenen Endkundenmarkt gebe es den Kostendruck aber nicht. „Wenn alle Hersteller die Preise um 20 Prozent senken würden, wäre der Markt auch nicht größer“, sagt Neuhaus. Nur die Marktanteile würden sich etwas verschieben.
Von den 240 Solarwatt-Mitarbeitern sind übrigens etwa 50 im Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt, davon rund die Hälfte im Bereich Module.
Qualitätssicherung: Wie die meisten Hersteller ist auch für Solarwatt Qualität wichtig. Detlef Neuhaus lässt externe Audits nicht nur zu, er begrüßt es sogar. Wenn die Auditoren kommen, da er sich dann auch selbst ein besseres Bild machen kann. Ansonsten beachteten sie natürlich Kundenrückmeldungen. Spezielle Kundenwünsche in Sachen Materialien kommen in den Kernsegmenten von Solarwatt nicht vor. „Das gibt es im Projektgeschäft“, sagt Neuhaus. Damit hat er nach der Restrukturierung vor drei Jahren aufgehört, da er es dort nicht für möglich hält, gegen die großen asiatischen Hersteller zu konkurrieren.
Wollen Sie Schwarze-Schafe-Fälle mitdiskutieren?
pv magazine organisiert den 3. Qualitäts-Roundtable auf der Intersolar in München. Wir beginnen mit der Diskussion aller Anwesenden über zwei „schwarze Schafe“ und wie geschädigte Betreiber vorgehen können. In der Pause können sie sich direkt und vertrualich austauschen. Im zweiten Teil werden Experten ihre Erfahrungen, unter anderem zu Feldtests und Best-Practice-Vorgehen entlang der Wertschöpfungskette, präsentieren und auf dem Panel diskutieren. Allem Voran steht eine Bestandsaufnahme dazu, was europäische Hersteller zum Qualitätsthema beitragen können. Nehmen Sie am Roundtable Teil und gleichzeitiog an der Verlosung einer Apple Watch. Wir recherchieren außerdem auch gerne Ihre "schwarzen Schafe". Mehr Informationen und kostenfreie Registrierung
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