SMA: Smart-Home-Integration geht vor Stromdienstleistungen

Teilen

pv magazine: Sie haben sich im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern dazu entschieden, Ihre Batteriespeicher nicht direkt mit Stromdienstleistungen anzubieten. Warum nicht?
Martin Rothert (Foto): SMA ist weltweit führender Spezialist für PV-Systemtechnik und als solcher konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenzen. Laut der jüngsten IHS Studie zum Batterie-Wechselrichter-Markt (Energy Storage Inverter Report – 2016) sind wir auch bei Batteriewechselrichtern kleiner 100 Kilowatt Weltmarktführer. Im Stromhandelsgeschäft wären wir neu und würden gleichzeitig zu vielen unserer Kunden in den Wettbewerb gehen. Das macht aus unserer Sicht derzeit keinen Sinn.

Aber wollen die Stromkunden nicht wie in vielen Bereichen des Lebens, dass das Produkt in eine Story eingebettet ist, und dass es gar nicht so sehr um das Finanzielle geht?

Ja, die Story um das Produkt wird immer wichtiger. Unser Versprechen an die Kunden ist, dass wir mit unserer Speichertechnologie dafür sorgen, dass Besitzer von PV-Anlagen jederzeit die beste Lösung mit dem höchsten Kundennutzen und dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis bekommen und dass Speicher und PV-Anlage optimal in das Gesamtsystem integriert werden. So sorgen wir dafür, dass immer mehr Menschen einen großen Teil ihrer selbst erzeugten PV-Energie nutzen und sich unabhängiger von steigenden Strompreisen machen können.
********************************************

pv magazine Webinar mit Initiativpartner SMA:
Mittwoch, 2. November, 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr

Inhalte:

  • Wie steht SMA zur Community oder Cloud Lösungen – Was bringt das ökonomisch und warum macht dies SMA nicht auch?
  • Welchen Ansatz SMA verfolgt, damit die Speicher am Regelenergiemarkt teilnehmen können, und welche prinzipiellen Kosten dabei aufgefangen werden müssen.
  • Kriterien, um die Performance eines Energiemanagements einzuschätzen
  • Das SMA Energiemanagement SEMP und EEBus mit Miele, Stiebel-Eltron und BSH mit Praxisbeispielen.

Ihre Fragen an Martin Rothert können Sie live per Chatfunktion und Online bei der Anmeldung im Kommentarfenster stellen.Zur Anmeldung
********************************************
Das ist bei den Stromprodukten doch auch der Fall. Viele beeinflussen den Eigenverbrauch nicht, sondern bedeuten doch nur zusätzliche Dienstleistungen. Der Solarstrom wird dann in der Regel direkt vermarktet und der Speicheranbieter gleichzeitig Stromversorger. Wenn dadurch Gewinne erwirtschaftet werden, sollen sie den Kunden in den Paketpreisen zurückgegeben werden?

Im Gegensatz zu den Stromdienstleistungen und Stromprodukten der Mitbewerber optimiert SMA die Systeme lokal, um den Stromaustausch mit dem öffentlichen Netz zu optimieren. Nur hierdurch hat man einen wirklich großen Hebel, Kostenersparnisse zu realisieren. Denn für jede Kilowattstunde die nicht durchs öffentliche Netz geht, sparen die Nutzer neben den Erzeugungskosten sämtliche Umlagen auf dem Strompreis wie Netzentgelte, EEG-Umlage usw. Für jede gehandelte Kilowattstunde müssen diese aber bezahlt werden. Die möglichen Gewinne im Stromhandel sind immer kleiner als die eingesparten Umlagen!

Wobei man dazu sagen muss, dass die Modelle nicht unbedingt der lokalen Optimierung widersprechen. Sie wollen ja Ihren Partnern möglich machen, mit SMA Geräten Stromdienstleistungen inklusive Regelenergie anzubieten. Was müssen Ihre Speicher dazu können?
Die Speicher müssen fernsteuerbar sein ohne dass dafür Zusatzkosten auf der Anlagenseite entstehen. Dies ist bei allen Batterie-Wechselrichtern von SMA der Fall. Daneben können wir über das Online-Portal Sunny Portal und das sogenannte Virtual Power Plant Gateway auch eine zentrale Kommunikation in die Anlagen und Zusammenfassung der Anlagen im Portal bewerkstelligen. Dies wurde bereits in einigen öffentlichen Projekten gezeigt.

Gibt es das schon und halten Sie das für sinnvoll?
Die Bereitstellung von Regelleistung ist prinzipiell sehr sinnvoll und auch wirtschaftlich attraktiv. Aktuell sind aber im kleinen Leistungsbereich die Kosten, um die Anforderungen für die Abrechnung und Präqualifikation zu erfüllen, aus unserer Sicht noch höher, als die Gewinne die erwirtschaftet werden können. Zusätzlich ist der attraktivste Markt für Primärregeleistung mit ca. 600 Megawatt in Deutschland relativ klein und wird derzeit von Großspeicherkraftwerken bestimmt. Darüber hinaus wird der Markt sehr schnell gesättigt sein.

Das Energiemanagement hat auch ganz andere Aufgaben – es muss die Photovoltaikanlage in das Smart Home integrieren. Welche Herausforderungen gibt es dabei?

Um möglichst unabhängig von den allgemeinen Strompreisentwicklungen zu werden, ist ein hoher Autarkiegrad wichtig. Hier kommt es auf verschiedene Faktoren an. An erster Stelle stehen möglichst effiziente Systeme, da Systemverluste ansonsten im Winter durch Stromzukäufe gedeckt werden müssen. Fast ebenso wichtig ist ein intelligentes Energiemanagement, in das möglichst alle Weißwaregeräte (Waschmaschine, Spülmaschine und Trockner) möglichst vieler Hersteller einfach und ohne Zusatzkosten integriert und sinnvoll eingeplant werden können. Als drittes sollte das Energiemanagement die Kopplung mit dem Wärmebereich und dem Bereich Elektromobilität ermöglichen, denn über die Lebensdauer eines neuen PV-Speichersystems wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Beladung eines Elektro-Autos als Verbraucher hinzukommen. Das System muss sich somit an zukünftige Anforderungen anpassen können.

Diese Anforderungen dürften ja den meisten bekannt sein und viele Hersteller sagen, sie können das schon. Aber warum ist beispielsweise die Ankopplung an die Weißwaregeräte und die Kopplung an die Elektromobilität kompliziert, und wo ist noch Entwicklungsarbeit nötig?

Die Ankopplung ist nicht kompliziert, aber um einen echten Kundenvorteil zu generieren, darf sie keine Zusatzkosten verursachen. Zum andere hängt der Verbrauch der Weißwaregeräte vom gerade verwendeten Programm ab. Ich brauche somit eine bidirektionale Kommunikation, um wirklich zu wissen, wieviel Strom das Geräte wann verbraucht. Dies gelingt nur, wenn man mit den Herstellern der Geräte eng zusammenarbeitet.

Wenn zwei Energiemanagementsysteme ähnliche Funktionalitäten haben, gibt es Kriterien, anhand derer ein Endkunde erkennen kann, welches besser funktioniert?

Ja, das wichtigste Kriterium ist die Kompatibilität zu möglichst vielen Weißwaregeräte, Wärmepumpen und Ladestationen. Hier ist SMA als Marktführer mit vielen führenden Kooperationspartnern sehr gut aufgestellt. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang auch unser Engagement in der EEBus-Initiative, denn der Kommunikationsstandard EEBus ermöglicht eine gemeinsame und herstellerunabhängige Sprache aller energierelevanten Geräte im Smart Home. Für die Güte des Energiemanagements gibt es derzeit leider noch keine geeigneten Vergleichskriterien.

Das schriftliche Interview führte Michael Fuhs.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Bayern will 0,3 Cent/kWh Abgabe für große Solarparks verbindlich machen
19 Dezember 2024 Photovoltaik-Freiflächenanlagen ab fünf Megawatt sowie Windkraftanlagen sollen unter die heute vom bayrischen Kabinett verabschiedete Regelung fallen...