27 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer drohen nun neue gebaut zu werden. Erst im Sommer schockten die Briten die Weltöffentlichkeit mit ihrem Brexit-Votum, nun setzen die US-Amerikaner noch eins drauf. Dass es zwischen dem Republikaner Donald Trump und der Demokratin Hillary Clinton im Rennen um das Weiße Haus eng werden würde, war im Vorfeld klar. Viele Beobachter waren dennoch von einem Sieg Clintons überzeugt und wurde nun von der Wahlentscheidung der US-Amerikaner überrascht. Sie machten Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Das Echo in der Politik und Finanzwelt ist riesig, aber auch die Vertreter der europäischen Photovoltaik-Branche haben eine Meinung zu dieser historischen Wahl. pv magazine hat verschiedene Stimmen zusammengetragen.
Jenny Chase, Head of Solar Analysis bei Bloomberg New Energy Finance: Um erstmal das Gute zu sehen: Obwohl Trump nicht hilfreich für das Klima allgemein ist, ist er nicht unbedingt schlecht für US-Photovoltaik-Installationen in den USA im Speziellen. Es gibt eine Chance, dass er mit der Unterstützung des nun republikanischen Repräsentantenhauses und Senats die Steuervergünstigungen (ITC) aufheben kann, aber dies wäre nicht das Ende der Solarindustrie in den USA. Die Industrie hat andere Steuerkürzungen in der Vergangenheit auch überlebt. Zudem sind die USA aktuell nicht mehr so wichtig für die globalen Photovoltaik-Unternehmen. Es ist möglich, dass diese Wahl zu weiteren Handelsbarrieren gegen asiatische Solarfirmen führt oder die bestehenden Handelsbeschänkungen um in Südostasien gefertigte Solarmodule noch verschärft werden. Das würde eine Kohärenz des Gesagten voraussetzen, die wir bei Trump bislang noch nicht gesehen haben. Und Handelsrecht ist wirklich langweilig, daher könnte er es ruhen lassen. Insgesamt fürchte ich einen Angriff auf die Herrschaft der Vernunft und bin entsetzt, dass so viele Menschen Trump gewählt haben. Aber das ist Solar-spezifisch, da Photovoltaik so günstig geworden ist, dass selbst Trump Wähler die Vorteile sehen können.“
Milan Nitzschke, Präsident der Vereinigung EU Prosun: „Auch ein Präsident Trump wird sich nicht davor verschließen können, dass der Aufbau einer sicheren und günstigen Energieversorgung nur mit einem großen Anteil Solar funktioniert. Es ist eine simple ökonomische Einsicht und stärkt zudem die amerikanische Autarkie. Daher gehe ich von einem weiteren zügigen Photovoltaik-Ausbau in den USA aus. Insgesamt zeigt das Wahlergebnis, dass viele Menschen – und das gilt genauso in großen Teilen Europas – in einer komplizierten Welt lieber radikalen Slogans folgen. Alles was nach weiter so klingt, wird abgelehnt. Es wird Zeit, dass Politiker dies ernst nehmen und für positive Veränderung werben statt das Feld weiter den Negativisten zu überlassen.“
James Watson, CEO von Solarpower Europe: „Während wir wissen, dass Trump kein großer Anhänger des Klimawandels ist, hoffe ich dennoch, dass er den Wert von Solar für die Beschäftigung und Wirtschaft erkennen wird sowie den ITC beibehalten wird. Für den Rest der Welt gilt, dass wir den Fokus auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft beibehalten müssen. In Bezug auf Protektionismus hat er strenge Maßnahmen gegen China versprochen. Sie existieren bei Solarmodulen bereits und so erwarte ich, dass er sie beihalten wird. Ich bezweifele, dass dies eine Auswirkung auf jegliche Entscheidung in der EU haben wird.“
Bei den ebenfalls angefragten Photovoltaik-Verbänden in Deutschland und Großbritannien gibt man sich so kurz nach der Wahl eher zurückhaltend. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) hat am heutigen Mittwoch seine Mitgliedversammlung und wollte die US-Wahlen erst einmal nicht öffentlich kommentieren. Auch das britische Pendant STA gab sich eher wortkarg. Man verwies darauf, dass Trump vor seiner Vereidigung am 20. Januar noch nicht im Amt sei. Jedoch sei man besorgt. „In seinem 100-Tage-Plan sagt er, dass er das Pariser Abkommen zurücknehmen will und die Gelder für das UN-Klimawandel-Programm stoppen will“, erklärte Oliver Savory von der britischen Solar Trade Association (STA). Damit steige die Gefahr, dass auch andere Länder wie China ihre Klimaziele kürzen könnten, was desaströs für die Umwelt wäre. (Sandra Enkhardt)
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