Photovoltaik-Ausschreibung unter 8,1 Cent pro Kilowattstunde?

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Nach ersten Informationen von an den Ausschreibung im Freiflächenausschreibungsverfahren beteiligten Unternehmen dürften sich die erfolgten Zuschläge unter 8,1 Cent pro Kilowattstunde bewegen. Sollten nun alle erfolgreichen Bieter bis zum 5. Januar 2016 die erforderliche Zweitsicherheit bei der Bundesnetzagentur hinterlegen, wäre der Zuschlagswert für alle Anbieter im Vergleich zur letzten Ausschreibung damit noch einmal um über fünf Prozent gefallen. Das zeigt wieder, welches Potenzial die Photovoltaik hat und lohnt einen näheren Blick auf die Bieter und das Umfeld.Gemäß der jetzt veröffentlichten Liste der Bundesnetzagentur wurden 43 Zuschläge erteilt (siehe auchvorherige Meldung). Schon jetzt wird deutlich, dass es eine große Differenzierung der wirtschaftlichen Hintergründe im Bieterfeld gibt.

Mit dabei sind unter anderem EnBW und erneut die Wattner Fonds und Enerparc mit mehreren Zuschlägen. Neben dem klassischen Energieversorger haben sich damit ein stark auf Solarenergie fokussierter Fondsanbieter und Europas größter unabhängiger Betreiber von Solarstromanlagen erneut stark positioniert. Mit Sonnenenergie Osterhof sind zwei Zuschläge an ein Unternehmen gegangen, das aus der direkten Bürgerbeteiligung von Windenergieanlagen in Schleswig Holstein entstanden ist. Es wird interessant sein zu sehen, aus welchen Segmenten der neuen Energiewelt die weiteren Zuschläge kommen. Auf der Liste finden sich eine Reihe von GbR`s, Einzelpersonen und nach Ortsnamen benannten Angeboten aufgelistet.

Kostenerwartungen
Im Vorfeld gingen die Erwartungen an die Zuschlagspreise weit auseinander. Manche vermuteten einen Rückgang an Angeboten. Andere sahen, dass Anbieter viele Angebote mit geringen Preisen vorbereiten würden.

Dabei spielt häufig die Erwartung eine Rolle, dass binnen der 2 Jahre Realisierungszeit die Kosten für die Systeme weiter sinken. Das bestätigen auch die Analysen internationaler Marktforscher: Derzeit sinken die Produktionskosten für Solarmodule der weltweit größte Anbieter jedes Quartal um etwa ein Cent pro Wattpeak.

Ebenso haben sich die besten Anbieter im Bereich der Umsetzung weitere Kostensenkungen hart erarbeitet. Sie setzen diesen Prozess kontinuierlich fort. In Deutschland dürften die Errichter solcher Großanlagen weltweit am effizientesten arbeiten und damit Kostenführer sein.

Derzeit sind die Modulpreise in Europa durch die Zölle auf chinesische Module und Zellen jedoch von den monatlich sinkenden Modulpreisen auf dem Weltmarkt abgekoppelt. Nun stellt sich die Frage wann diese Abkopplung endet. Die Schutzzölle auf Module und Zellen zugunsten der EU-Hersteller, beantragt von EU Prosun und stark gestützt von Solarworld, sind in eine Überprüfung gegangen, die 15 Monate dauern kann. Das dürfte die Erwartung an sinkende Modulpreise sicher gedämpft haben.

Allerdings entstehen überall auf der Weltneue, wettbewerbsfähige, Kapazitäten. Außerdembesteht die Chance, dass Importzölle auf Zellen fallen, da nur noch Solarworld nennenswerte Fertigungskapazitäten in der EU hat. Wenn das geschieht, können andere europäische Modulhersteller ihre Kosten massiv senken. Zwei Jahre sind in der Photovoltaikbranche eine Ewigkeit und darauf dürften viele Anbieter gesetzt haben. Es ist daher zu erwarten, dass in den Ausschreibungen bezuschlagten Projekte erst Ende 2016 oder sogar erst kurz vor dem Ablauf der ersten Zuschläge im April 2017 umgesetzt werden.

Casino Royale?
Das Verfahren des Uniform Pricing (alle Anbieter bekommen am Ende die Vergütung, die der Anbieter geboten hatte, der gerade noch einen Zuschlag erhalten hat), verleitete in der ersten Runde im September einen Bieter dazu, nur ein Cent pro Kilowattstunde zu bieten. Er wollte offenkundig sicher sein, einen Zuschlag zu bekommen. Er hat darauf gesetzt, dass andere Marktteilnehmer seriöser kalkulieren würden und dadurch auch ihm eine auskömmliche Vergütung verschaffen. Inwiefern in der jetzigen Runde solche Erwägungen erneut angestellt wurden bleibt abzuwarten. Wer wirklich dabei bleibt und zu welchem Preis sollte in der ersten Januarwoche klar sein.

Bereits jetzt dürfte klar sein, dass im Sinne einer seriösen Kalkulation und Angebotsabgabe des Pay-as-Bid-Verfahren ehrlicher ist, bei dem jeder Anbieter die Vergütung erhält, die er geboten hat. Im April 2016 wird man mit der nächsten Runde im Pay-as-Bid-Verfahren sehen, zu welchen Preisen die nächsten Zuschläge darin erteilt werden. Die Aprilrunde 2015, ebenfalls nach dem Pay-as-Bid-Verfahren, dürfte dabei wenig als Referenz dienen können. Im April 2015 hatten die Anbieter noch das EEG als Fall back Position, so dass die EEG-Vergütung eine natürliche untere Grenze für die gebotenen Preise darstellte. Wer sich bei den kleinen Ausschreibungsmengen in Zukunft durchsetzen will wird wohl bis auf weiteres mit sehr niedrigen Preisen rechnen müssen.

Ausschreibungsvolumen von 500 Megawatt pro Jahr, Dächern inklusive, sind ein schlechter Scherz
Vor dem Hintergrund der historischen Entscheidung am Samstagabend auf der Pariser Klimakonferenz erscheinen die für die EEG Novelle 2016 geplanten jährlichen Ausschreibungsmengen von 500 Megawattpeak als schlechter Scherz. Selbst wenn der Markt für Anlagen unter einem Megawatt, die nach den derzeitigen Plänen nicht ausgeschriebene werden müssen, auf über ein Gigawatt pro Jahr anstiegen würde, so läge der Zubau über ein Gigawattpeak vom Zielkorridor der Bundesregierung für den jährlichen Ausbau der Photovoltaik entfernt.

Da die Menge von 2,5 Gigawattpeak zur Umsetzung der Energiewendebeschlüsse ohnehin wesentlich zu klein ist, wirken die Zahlen noch bizarrer. Für die Energiewende müssenin Deutschland bis 2050 200 Gigawattpeak in Deutschland Photovoltaik installiert werden.

Ob sich daran nun etwas ändert, zumal sich Deutschland in Paris in der "Gruppe der Ambitionierten" feiern ließ? Es ist Zeit, das zu Hause umzusetzen und die Ausschreibungsmengen auf mindestens zwei Gigawattpeak pro Jahr anzuheben. (Karl-Heinz Remmers)
Sie auch Blog"So Frau Hendricks und Herr Gabriel: Seien Sie auch zu Hause "hochambitioniert" zu den Vorstellungen der Bundesregiuerung zum EEG.
Mehr zum Thema Ausschreibungen – auch zu den Ergebnissen und Erfahrungen der beiden ersten Runden – können Sie in unseremSpezial nachlesen.

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