Der Insolvenzantrag von Gehrlicher Solar, den das Unternehmen am Freitag gestellt hat, sei eine Folge der seit Anfang Juni geltenden vorläufigen Importzölle auf chinesische Module. Das teilten der Insolvenzverwalter und das Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung heute morgen mit.
Durch die Zölle haben sich nach Aussage des Unternehmens die Marktbedingungen in Europa so verschlechtert, dass sich das Unternehmen nicht mehr in der Lage sehe, die Bedingungen Kreditvertrages zu erfüllen. Das habe dazu geführt, dass das Bankenkonsortium, das Gehrlicher erst vor drei Monaten Kredite über 85 Millionen Euro verlängert habe, angekündigt habe, diese Kredite zu kündigen.
Von der Insolvenz sind die Tochtergesellschaften im Ausland nicht betroffen. Gehrlicher Solar America Corporation befinde sich weiter auf Wachstumskurs und strebe für 2013 einen Umsatz zwischen 130 und 150 Millionen US-Dollar an. Auch die Gehrlicher Solar Management GmbH, die rund 25 Solarstrom-Publikumsfonds verwaltet, ist nicht tangiert.
In Deutschland sind von der Insolvenz 145 Mitarbeiter betroffen, sagt Nicole Huss, die Sprecherin des Insolvenzverwalters. Der Betrieb sei noch bis September gesichert. Es gebe bereits Gespräche mit Investoren. Sie könne allerdings keine Aussage dazu machen, ob diese vor allen an den Auslandsgesellschaften Interesse haben oder auch an einer Weiterführung in Deutschland.
Der Insoplvenzverwalter Oliver Schartl von der Kanzlei Müller-Heydenreich Beutler & Kollegen ist jedenfalls zuversichtlich. „Das Unternehmen hat einen exzellenten Namen im Markt, großes technologisches Know-how, über 200 Megawatt in Service und Wartung unter Vertrag und ist in dem mittlerweile wichtigsten Photovoltaikanlage-Markt, den USA, ganz hervorragend aufgestellt”, schreibt er in der Pressemitteilung.
Die Aussage von Gehrlicher Solar, einem der bedeutendensten Projektierer in Deutschland einem Jahresumstz in 2010 von fast 350 Millionen Euro, dass letztendlich die Importzölle zur Insolvenz geführt hätten, dürfte im Handelsstreit durchaus Gewicht haben.
Interessant ist allerdings auch die Frage, wie sich die Importzölle in den letzten eineinhalb Monaten direkt auf den Geschäftsbetrieb ausgewirkt haben, so dass die Banken nicht mehr abgewartet haben, ob es nicht doch noch zu einer Einigung zwischen der Europäischen Union und China kommt. Bei Gehrlicher Solar war dazu bisher noch niemand zu erreichen. (Michael Fuhs)
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