Die derzeitige Situation in der Branche wirbelt klassische Denkmuster durcheinander. In der Solarbranche und auch in der Stromwirtschaft. Denn nicht nur Solarfirmen setzen auf Batteriespeichersysteme, sondern zum Beispiel auch die RWE Effizienz GmbH, die Kunden beim Energiesparen unterstützen will. Das Unternehmen, das selbst als Händler auftritt, bietet seit rund einem halben Jahr Speichersysteme von Prosol Invest und von Varta an und kooperiert dazu mit dem Großhändler Energiebau. Carsten Welge, bei RWE Effizienz verantwortlich für Speichersysteme, erklärt, was die Unterschiede der Systeme sind und wie sich sein Unternehmen strategisch aufstellt.
Sie verkaufen einen Speicher von Varta und einen von Prosol. Wann raten Sie zu dem einen, wann zu dem anderen?
Beide Unternehmen sind wichtige Partner für uns. Die von uns angebotenen Lösungen wurden daher jeweils gemeinsam auf den Weg gebracht. Die Varta-Systeme sind mit ihren 1,80 Meter Höhe für manche Aufstellorte zu groß, zumal darüber für die Luftzirkulation immer ein Abstand von 30 Zentimetern eingehalten werden muss. Mit seinen 1,30 Meter ist der Prosol Invest Speicher deutlich niedriger und damit für manchen Aufstellort besser geeignet.
Varta wirbt mit der hohen Flexibilität seines Systems. Diese käme dadurch zustande, dass die einzelnen Batteriemodule, die kombiniert oder ausgetauscht werden können, eine geringe Speicherkapazität haben. Ist die Flexibilität wirklich größer als beim System von Prosol?
In gewissem Sinne schon: Beim RWE Storage vario von Varta werden die Module einfach in den Systemschrank eingesteckt. Somit kann man die Speichergröße in kleinen Schritten individuell festlegen. Bei Prosol sind die Batteriemodule dagegen deutlich größer. Eine Nachrüstung würde also in größeren Speicherkapazitäten erfolgen. Die Geräte sind verplombt. Zertifizierte Prosol Service-Betriebe können die Akkus nachrüsten oder auch tauschen.
Warum ist es ein Vorteil, das RWE Modell statt des Varta-Modells zu kaufen?
Der Speicher wird bis Ende des Jahres in unsere Haussteuerung RWE SmartHome eingebettet sein. Darüber wird ein dezentrales Energiemanagement entwickelt, das dann mittelfristig alle Erzeugungseinheiten, Verbraucher verschiedener Hersteller und Speicher in einem Haus orchestrieren kann. Das optimiert die lokale Energienutzung. Die vernetzungsfähigen Waschmaschinen von Miele haben wir bereits in SmartHome integriert.
Ich habe dabei sofort die Assoziation zu dem SMA Smart Home. Ist das das gleiche?
Es gibt einige Unternehmen, die aus dem Bereich Photovoltaik-Wechselrichter oder -Komponenten kommen und jetzt Geräte zur Eigenverbrauchserhöhung steuern wollen. Wir kommen jedoch von der anderen Seite. Wir stellen das dezentrale Energiemanagement in den Mittelpunkt und erweitern unser RWE SmartHome entsprechend. Heute können wir schon viele Geräte steuern, und zwar nicht nur über schaltbare Steckdosen, sondern beispielsweise auch über Unterputzschalter zur Einbindung fest installierter elektrischer Verbraucher. Über solche Leistungsmerkmale differenzieren wir uns gegenüber Unternehmen, die sich nur Add-ons für ihre Wechselrichter ausdenken.
Mit RWE verbindet man ja eigentlich andere Geschäftsfelder.
Wir brauchen heute einen systemischen Ansatz und entwickeln uns daher in eine neue Richtung. Wir gehen Kooperationen ein. Wir stellen unser Energiewissen zur Verfügung. Zum Beispiel zur Steuerung von Netzen, der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs. Denn der Bedarf ist groß. Es gibt mehr und mehr Kunden, die ihren Strom nicht nur vom Versorger beziehen wollen, sondern selber erzeugen, speichern und verbrauchen möchten. Darauf reagieren wir mit passenden Angeboten und Lösungen.
Ist Ihr Vorteil, dass Sie Kundendaten von RWE für den Vertrieb nutzen können?
Ich wüsste nicht, wie wir in diesem speziellen Feld davon profitieren sollten. Wir bräuchten dazu Daten von PV-Anlagenbetreibern – und die haben wir nicht. Diese Informationen werden netzseitig erhoben und stehen uns wegen der Entflechtungsregelungen nicht zur Verfügung. Wir machen unsere Speicherlösungen deshalb unter anderem über die Internetseite der RWE Effizienz publik. Wenn Kunden ein Angebot wünschen, können sie dort ihre Kontaktdaten hinterlassen, ein zertifizierter Partnerfachbetrieb setzt sich dann mit ihnen in Verbindung und übernimmt die Beratung vor Ort.
Im Photovoltaikbereich haben sie ja noch keine große Rolle gespielt. Haben Sie schon einen Pool an Fachbetrieben?
Wir arbeiten mit Fachbetrieben zusammen, die auch für die Energiebau tätig sind. Deshalb ist die Kooperation ideal. Wir profitieren vom Know-how unseres Partners in der Distribution solarer Technik und Dienstleistungen sowie dem flächendeckenden Netz an lokalen Partnerbetrieben. Energiebau wiederum profitiert von unserer Strategie des dezentralen Energiemanagements und der Zusammenarbeit mit einer starken Marke.
Wer nimmt den Akku eigentlich zurück, wenn er entsorgt werden muss?
Wenn die Lebensdauer eines Akkus zu Ende ist, nehmen die Hersteller die Batterien zurück. Der Kunde schließt auch seine Garantie immer direkt mit den Herstellern ab. Unsere Rolle ist die des Händlers: Wir beziehen die Geräte, veredeln sie mit unserem RWE SmartHome und vermarkten sie dann über den Distributionskanal – und nutzen so das klassische dreistufige Vertriebsmodell.
Das Gespräch führte Michael Fuhs
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