EWG: Kosten für erneuerbare Vollversorgung sinken bis 2025 auf 9 Cent pro Kilowattstunde im Schnitt

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Die Preise an den Strombörsen sind seit Wochen enorm hoch und eine „Normalisierung“ ist nicht in Sicht. Eine Kurzstudie der Energy Watch Group (EWG) zeigt nun, dass eine ganzjährige Vollversorgung aller Sektoren mit 100 Prozent erneuerbaren Energien rund um die Uhr bereits aktuell die Strompreise drücken könnte. Denn während die Kosten für die konventionelle Stromerzeugung durch höhere Beschaffungspreise für Erdgas und Steinkohle sowie teurere CO2-Zertifikate steigen, sinken die Kosten für Photovoltaik, Windkraft und Speichertechnologien. Hauptautor Thure Traber sieht daher eine Chance für die „Revolution der grundlegenden Verhältnisse bei der Energieversorgung“ – in Deutschland und auch weltweit. „Das bedeutet, sämtliche Energieinvestitionen müssen sofort aus den fossilen Energieträgern abgezogen und zusätzlich in die erneuerbaren Energien gelenkt werden“, so seine Forderung.

Nach Berechnungen der EWG-Experten lagen die Kosten für ein ganzjährig-verlässliches Energiesystem auf Grundlage erneuerbarer Energien über alle Sektoren hinweg bei 32 Cent pro Kilowattstunde. 2020 seien diese auf nur noch 12 Cent pro Kilowattstunde im Schnitt gesunken und bis 2025 wird von einer weiteren Reduktion auf 9 Cent pro Kilowattstunde ausgegangen. „Im Ergebnis werden die Systemkosten der Vollversorgung mit erneuerbaren Energien bereits 2025 unter den Gestehungskosten von Steinkohle- und Atomkraftwerken bei aktuellen Inputkosten liegen. Diese Kosten sind von einem damals nicht wettbewerbsfähig hohen Niveau im Jahr 2010 unter die Kosten nicht nachhaltiger Energieoptionen gesunken. Dies gilt sogar, wenn die Umwelt in der Kostenrechnung teilweise nicht berücksichtigt wird“, heißt es in der Studie.

Durchschnittliche Energiekosten für ein vollständig auf erneuerbaren Energien basiertes System in Deutschland und aktuelle Stromgestehungskosten konventioneller Stromerzeugungs-technologien. Optimierung des Systems aus erneuerbaren Energien auf der Datengrundlage des in der Deutschlandstudie vorgestellten EWG Szenarios 2 und Lernkurven in Anlehnung an (Ram, et al., 2019). Die Daten für die Entwicklung der Erdgas- und Kohlepreise basieren auf Daten der (Federal Reserve Bank of St Louis, 2021) (index mundi, 2021) und wurden an Kontinentaleuropa angepasst. Preise für Emissionsrechte im europäischen Emissionshandel finden sich bei (icap carbon action, 2021). Die Atomenergie wird hier mit einem Aufschlag von 3,5 Eurocent je kWh zur Absicherung von atomaren Risiken angesetzt (Günther, Karau, Kastner, & Warmuth, 2011). Die dargestellten gleichbleibenden Kosten für die konventionelle Energieversorgung nach 2021 stellen keine Energieprognose dar, sondern sollen lediglich deren absehbare Unwirtschaftlichkeit visualisieren.

Grafik: EWG

Die Autoren gehen davon aus, dass selbst abgeschriebene konventionelle Kraftwerke in Kürze im operativen Tagesgeschäft fast nur noch Verluste einfahren werden. Spätestens um das Jahr 2028 seien diese Anlagen nicht mehr kostendeckend zu betreiben. „Das bedeutet, spätestens ab 2028 werden nicht nur alle konventionellen Neubauanlagen, sondern auch konventionelle Bestandsanlagen durch die niedrigen Kosten der erneuerbaren Vollversorgung wirtschaftlich überholt sein“, so ein Ergebnis der EWG-Studie. „Da die Preise mittel- und langfristig bei funktionierendem Wettbewerb nicht über den Kosten der günstigsten – also erneuerbaren – Energiequellen liegen können, lohnt sich schon heute absehbar der Betrieb konventioneller Anlagen am Markt nicht mehr.“

Zusammenfassend zeigt sich in den Berechnungen, dass eine Vollversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren im Vergleich zum aktuellen Energiesystem basierend auf Kohle, Erdgas und Atom bereits heute wettbewerbsfähig sei. Bis spätestens 2025 wäre ein solches System dann wesentlich günstiger als die Stromerzeugung mit fossilen Energieträgern. „Jedoch wird diese neue Entwicklung im gesellschaftlichen Diskurs weitgehend mit dem Argument zurückgewiesen, dass die Gesamtsystemkosten, also beispielsweise unter Einschluss der für vollständige Versorgungssicherheit notwendigen Speicherkosten, weit über denen der konventionellen Stromerzeugung liegen würden. Dass das schlicht nicht korrekt ist, belegt diese Studie“, ergänzt EWG-Präsident Hans-Josef Fell.

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