Aurora Energy Research: Marktbasierter Kapazitätsmechanismus könnte Ausbau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken ankurbeln

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Die deutsche Bundesregierung hat als Ergänzung zu ihrer Kraftwerksstrategie ein Konzept für einen Kapazitätsmechanismus angekündigt. Sie plant dessen Einführung spätestens bis 2028. Die genaue Ausgestaltung wird derzeit noch diskutiert. Deshalb haben sich die Analysten von Aurora Energy Research nach eigener Aussage für ihre Simulationen unter anderem an den Regularien orientiert, die sich in anderen Ländern bereits bewährt haben.

„Unter den getroffenen Annahmen zeigt sich, dass ein zentral geführter Kapazitätsmechanismus in Deutschland bis 2035 einen Zubau von mindestens zwölf Gigawatt an wasserstofffähigen Gaskraftwerken ermöglichen würde, die schrittweise auf Wasserstoff umrüsten“, erklärt Sarah Schoch, Autorin der Studie „Design Options and Impacts of a German Capacity Market“. „Auch der Zubau anderer Technologien wie Batterien wird durch einen Kapazitätsmechanismus angereizt, wie wir bei Auktionen in anderen Ländern sehen. Zusammen mit den 10,5 Gigawatt an neuen Gas- und Wasserstoff-Kraftwerken, die durch die Kraftwerksstrategie geschaffen werden sollen, würde so die durch den Kohleausstieg verursachte Kapazitätslücke bis 2035 geschlossen.“

Kosten und Wirksamkeit des Kapazitätsmechanismus

Die Analysten schätzen die Kosten des Kapazitätsmechanismus auf einen durchschnittlichen Mehrpreis von 0,4 Cent pro Kilowattstunde, wenn diese gleichmäßig auf alle Stromverbraucher umgelegt werden. Dies liegt deutlich unter der inzwischen abgeschafften EEG-Umlage, die zuletzt 3,72 Cent pro Kilowattstunde betrug.

Kosten und Wirksamkeit eines Kapazitätsmechanismus – sowie die Auswirkungen auf verschiedene Technologieoptionen – sind nach Ansicht der Studienautoren von Aurora Energy Research stark von der konkreten Ausgestaltung abhängig. „Die meisten Märkte haben ein bis vier Jahre Vorlaufzeit bei den Auktionen und Verträge für Neubauten haben größtenteils eine Laufzeit von 15 Jahren“, sagt Lars Jerrentrup, Energiemarktexperte bei Aurora Energy Research. Der Gesetzgeber müsse seiner Ansicht nach eine an die Besonderheiten des deutschen Strommarkts angepasste Lösung finden. So würde die Bewertung von Speichertechnologien und die Einbindung von Nachfrageflexibilität unterschiedlich gehandhabt. Das habe dann einen entscheidenden Einfluss darauf, wie technologieoffen der Kapazitätsmechanismus tatsächlich wirkt. Zudem variiere die Höhe eines möglichen Maximalpreises in den Auktionen in bestehenden europäischen Systemen erheblich. Er reicht von 77.000 bis 164.000 Euro pro Megawatt. „Dieser Preis müsste den deutschen Anforderungen angepasst werden, unter Berücksichtigung der geplanten Dekarbonisierungsvorgaben für neue Gaskraftwerke“, so Jerrentrup. Um das Ziel maximaler Versorgungssicherheit bei möglichst niedrigen volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen, sei es zudem wichtig, dass sich die Bundesregierung eng mit Deutschlands Nachbarländern abstimmt und den Kapazitätsmechanismus kontinuierlich an veränderte Rahmenbedingungen anpasse.

Kapazitätsmechanismen tragen zur Versorgungssicherheit bei

Kapazitätsmechanismen ermöglichen die Finanzierung regelbarer Kraftwerke und leisten einen Beitrag zum Schließen der Kapazitätslücke, die durch den Kohleausstieg verursacht worden ist, so die Einschätzung von Aurora Energy Research. Zudem würden sie zur Versorgungssicherheit während der Energiewende beitragen. „Je höher der Marktanteil der erneuerbaren Energien mit ihren niedrigen Grenzkosten wird, desto weniger rentabel ist unter den bisherigen Marktbedingungen der Bau und Betrieb der nötigen regelbaren Kraftwerke“, erklärt Lars Jerrentrup weiter. Diese Kraftwerke liefen einfach zu selten und erzielten in der Regel keine ausreichend hohen Strompreise, um allein auf Basis des Stromverkaufs profitabel zu sein. Ein Kapazitätsmechanismus biete seiner Ansicht nach eine Lösung, indem Betreiber zusätzlich für das Bereitstellen regelbarer Leistung vergütet werden.

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